Selbstbewusst bewerben fällt vor allem dann schwer, wenn man aus der Übung ist. Dann stellen sich schnell Zweifel ein wie "Kann ich das überhaupt?" "Bin ich gut genug dafür?" und dergleichen mehr. In diesem Blogartikel erfährst du, was du dagegen tun kannst. 

Ob Sie glauben, Sie können es, oder ob Sie glauben, Sie können es nicht, Sie werden auf jeden Fall Recht behalten. (Henry Ford)

Selbstbewusst bewerben fällt vielen schwer

Das gilt für Führungskräfte wie Mitarbeiter gleichermaßen. Immer dann, wenn wir vor einer neuen Herausforderung stehen, fragen wir uns automatisch, ob wir ihr gewachsen sind. Derartige Gedanken sind völlig normal. 

Je nachdem, wie lange deine letzte Bewerbung oder Veränderung zurückliegt, sind derartige Zweifel unterschiedlich stark ausgeprägt. Entscheidend ist jetzt, dass du dich davon nicht ins Bockshorn jagen lässt. 

Denn in 98% der Fälle ist es nicht deine mangelnde Kompetenz, die dir im Weg steht. Es sind vielmehr deine Gedanken und inneren Überzeugungen, die dich ausbremsen.

Selbstzweifel im Job sind keine Seltenheit

So ähnlich ging es auch Peter, als ihm die Leitung des technischen Kundenservices für ein renommiertes IT-Unternehmen angeboten wurde.

Interesse hatte er schon. Allerdings zweifelte er, ob er den Anforderungen gewachsen sei. Denn er war zwar Informatiker und hatte bereits neun Jahre Berufserfahrung. Dennoch hatte er bislang niemals Mitarbeiter geführt. Die neue Abteilung umfasste fünfzehn Mitarbeiter, die alle schon mindestens fünf Jahre im Unternehmen arbeiteten.

Diese Selbstzweifel führten dazu, dass er überlegte, ob er die neue Stelle trotz Interesse ausschlagen solle. Denn es fühlte sich sicherer an, in der aktuellen Position weiter zu arbeiten. Im Coaching haben wir dann in fünf Schritten seine Bedenken ausgeräumt.

Selbstbewusstsein gestärkt

Aus Angst, ich pack’s nicht, hätte ich um ein Haar den Job  ausgeschlagen. Heute bin ich sehr zufrieden, dass ich durch das Coaching bei Dagmar Gerigk meine Zweifel ausräumen konnte. Denn es ist genau mein Ding, Verantwortung für ein Team zu haben.

Peter S., Leiter technischer Kundenservice, Mittelstand

Selbstbewusst bewerben in 5 Schritten

Was wir im Coaching gemacht haben, sind im Wesentlichen fünf Schritte. Die kannst hier im Blogartikel nachlesen und die Übungen dazu für dich selbst oder auch mit deinen Mitarbeitern nutzen. 

Die fünf Schritte für selbstbewussteres Bewerben

Eigene Glaubenssätze erkennen

Du bist, was du denkst. Mit anderen Worten, unsere Gedanken steuern unsere Gefühle und die wiederum unser Handeln. Wir können uns demnach mit positiven Gedanken bestärken. Im Umkehrschluss sind wir allerdings auch in der Lage, uns mit negativen Gedanken selbst zu sabotieren. Und das lässt die Selbstzweifel ansteigen.

Im ersten Schritt geht es also darum, sich der inneren Glaubenssätze bewusst zu werden und sie da, wo sie einen ausbremsen, umzuformulieren. Wie passende Übung dazu findest du weiter unten.

Eigen- und Fremdbild abgleichen

Häufig sehen wir uns selbst kritischer als andere das tun. Denn bei unserem Eigenbild, also dem, was wir selbst über uns denken, gehen wir gern sehr streng mit uns ins Gericht. Das schürt natürlich die Selbstzweifel. Andere haben meist ein positiveres Fremdbild von uns, als wir von uns selbst.

Im zweiten Schritt gilt es also herauszufinden, was andere positiv(er) an uns sehen, als wir selbst. Das festigt unser Selbstwertgefühl.

"Worst Case Scenario" ausmalen

Hier geht es darum, diffuse Ängste greifbar zu machen. Denn oftmals haben wir nur eine vage Vorstellung davon, dass etwas nicht gut laufen könnte. Allerdings können wir sie selten konkret fassen. Das liegt unter anderem daran, dass derartige Ängste und Sorgen von unterbewussten Glaubenssätzen gesteuert werden, die wir nicht beeinflussen können, solange sie unbewusst ablaufen.

Im dritten Schritt geht es also darum, diese Bedenken konkret greifbar zu machen, um sie dann realistisch zu bewerten. Mehr dazu unten in der Übung.

Maßnahmenplan entwickeln

In diesem Schritt baust du nun den möglichen negativen Konsequenzen aus dem "Worst Case Scenario" vor. Nachdem die Ängste und Bedenken nun konkret greifbar sind, kannst du auch konkrete Maßnahmen planen, was du dagegen unternehmen willst. Mehr dazu wieder in der Übung.

Risiken realistisch bewerten

Im fünften und letzten Schritt gilt es nun, das verbleibenden Risiken realistisch zu bewerten. Dieser Schritt ist besonders wichtig, weil er ein neues Verhalten oder eine geänderte Einstellung erst richtig in der Praxis manifestiert. Denn sonst läufst du Gefahr, wieder in alte Muster zu verfallen. Dazu findest du unten abermals eine einfache Übung. 

Übungen für besseres Bewerben 

TIPP: Mach die Übungen schriftlich. Das hat den Vorteil, dass dir viele Dinge klarer werden, und dass du schneller ins Handeln kommst.


1. Glaubenssätze bewusst machen 

ÜBUNG 1: Frag dich, welche Glaubenssätze du verinnerlicht hast. Überlege, mit welchen Leitsätzen du aufgewachsen bist. Mach dir Notizen dazu, inwieweit sie dich unterstützen oder eher bremsen.

Zweifel Icon thenounproject

Häufig steuern uns auch im Erwachsenenalter noch Leitsätze aus der Kindheit oder Jugend, die wir regelmäßig gehört haben. Irgendwann haben wir sie dann ungefiltert als „Wahrheit“ übernommen und nie mehr in Frage gestellt.

Im Falle von positiven Sätzen wie „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ oder vielen Sätzen aus dem Kölschen Grundgesetz wie zum Beispiel „Et hätt noch immer jot jejange“ ist das sicherlich wünschenswert und bestärkend.

Allerdings gibt es auch innere Überzeugungen, die uns gerade im beruflichen Kontext ausbremsen und Selbstzweifel unnötig anfeuern. Im Folgenden sind einige Beispiele aufgelistet: "Geld verdirbt den Charakter"; "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr"; "Kind und Karriere funktionieren nicht".

Diese Formulierungen sind vermeintlich trivial und dennoch so mächtig! Was passiert nämlich, wenn wir solche Glaubenssätze verinnerlicht haben!? Richtig! Sie hindern uns am Fortkommen.

Sie steuern uns unbewusst und lassen uns am nächsten Schritt zweifeln. Bezogen auf ein Job-Angebot bedeutet das, dass du dir die neue Herausforderung nur bedingt oder vielleicht gar nicht zutraust. Dadurch lässt du wohlmöglich eine gute Chance ungenutzt verstreichen.

Und das obwohl solche beschränkenden Glaubenssätze meist haltlos sind. Warren Buffet, einer der reichsten Männer der Welt, hat sinngemäß gesagt „Geld verdirbt nicht den Charakter, sondern Geld zeigt den wahren Charakter.“ 

Und wissenschaftliche Studien haben längst bewiesen, dass unser Gehirn bis ins hohe Alter lernen kann. In einem Interview der Zeitschrift Die Zeit mit dem Lernforscher Christian Stamov Roßnagel erfahren wir, dass ältere Menschen Jüngere sogar überflügeln können.

2. Fremdbild einholen

ÜBUNG 2: Um eine Idee davon zu bekommen, wie andere dich sehen, also was dein Fremdbild ist, befrage dein Umfeld. Frag sie, wie sie dich jemandem beschreiben würden, der dich nicht kennt. Du wirst überrascht sein, wie viel positives Feedback da kommt!

Selbstvertrauen Icon thenounproject

Schreib es dir auf und erweitere diese Liste kontinuierlich. Denn das ist ein unbezahlbarer Schatz! Sie gibt dir vor allem an Tagen, wo es einmal nicht läuft, neue Energie. Und solche Tage hat jeder Mensch, selbst erfolgreiche Unternehmer wie Jeff Bezos von Amazon oder Larry Page von Google haben Tage, wo es einfach nicht rund läuft.

Auch Peter hat im Zuge unseres Coachings sein Umfeld befragt. Zunächst hat er im engsten Familien- und Freundeskreis angefangen, sich also auf „sicherem Terrain“ bewegt. Er war positiv überrascht, wie viel bestärkende Rückmeldung er erhalten hat. Das hat ihm den Mut gegeben, auch Kollegen und Vorgesetzte zu befragen.

Auf diese Art und Weise hat er gelernt, dass andere in ihm Qualitäten sehen, die ihn durchaus für eine Führungsrolle qualifizieren. Dieser Talente war er sich bis dahin nicht bewusst, da er sie für selbstverständlich gehalten hat.

3. "Worst Case Scenario" ausmalen 

ÜBUNG 3: Um eine konkrete Vorstellung davon zu bekommen, was dich lähmt, stelle dir vor, was schlimmstenfalls alles schieflaufen kann. Stelle dir vor, es gelingt dir einfach gar nichts. Du wirst den Anforderungen nicht gerecht. 

  • Wie sieht das aus? 
  • Was genau passiert dann? 
  • Wie fühlst du dich dabei? 
  • Was sagt dein Umfeld dazu?
Horror Icon thenounproject

Peter war nach den ersten beiden Schritten noch nicht ganz überzeugt, dass er wirklich das Job-Angebot annehmen sollte. Sein Einwand lautete: „Ja, mag ja sein, dass andere in mir diese Qualitäten sehen, aber das macht aus mir noch lange keine gute Führungskraft. Ich kann den Karren auch ganz schön gegen die Wand fahren, wenn mir die Erfahrung fehlt.“

Nach der „Worst Case Scenario“ Übung sah das schon ganz anders aus, weil seine Bedenken greifbar wurden und er sie dann konkret angehen konnte.

4. Maßnahmenplan entwicklen

ÜBUNG 4: So, und jetzt, wo du dir dein persönliches „Horror-Szenario“ bildlich vorgestellt hast, geht es darum, es zu entkräften. Überlege, was du dagegen tun kannst, dass es gar nicht erst zu dieser Horror-Situation kommen kann.

  • Was fehlt dir heute noch? 
  • Wo bekommst du es her? 
  • Wer kann dir dabei helfen?
  • Was kostet es ggf.?
Maßnahmenplan

Hier sind einige Bespiele, die auf Peters Liste standen, um präventiv mögliche Wissenslücken zu schließen und sich bestmöglich auf die neue Aufgabe vorzubereiten.

  • Sich vorher im Internet schlau machen 
  • Die 2-3 besten Bücher zum Thema Leadership lesen
  • Eine Weiterbildung zu Führungskompetenz absolvieren
  • Mit einem Coach individuell arbeiten
  • Sich mit anderen in und außerhalb der Firma vernetzen

Du siehst, es gibt unzählige Möglichkeiten, das „Worst Case Scenario“ zu verhindern. Es liegt in deiner Hand, dass du etwas und vor allem was du unternimmst.

5. Risiken realistisch bewerten

ÜBUNG 5: Frage dich auf einer Skala von 1 bis 10: Wie wahrscheinlich ist es, dass dieses „Worst Case Szenario“ eintritt, wenn du die vorbeugenden Maßnahmen deines Plans umsetzt? 

Dabei stehen auf der Skala „1" für "sehr unwahrscheinlich“ und „10" für "sehr wahrscheinlich“. Der Vorteil der Skalenfrage ist, dass sie „weiche“ Faktoren greifbar macht. Bewerte also alle Punkte auf deiner Liste aus Schritt 3 mit dieser Skala von 1 bis 10. 

Wahrscheinlichkeit bewerten

So bekam auch Peter eine greifbare Vorstellung davon, was er bereits für die neue Aufgabe an Qualitäten mitbringt, und was er zusätzlich noch lernen möchte. Daraus hat er einen ganz konkrete Strategie für sich abgeleitet und sukzessive umgesetzt.

Selbstbewusst bewerben kann so einfach sein!

Wenn du diese fünf Schritte für dich durchgegangen bist, dann wirst du deutlich überzeugender bei deiner nächsten Bewerbung sein. 

Und noch ein Tipp: Ein Jobangebot ist niemals eine Investition in die Zukunft.

Weshalb wirst du wohl für eine neue Position in Betracht gezogen? Richtig! Weil du dir die Lorbeeren dafür bereits in der Vergangenheit verdient hast. 

Denn bedenke: Ein neues Job-Angebot oder eine Gehaltserhöhung basieren immer auf deinen vergangenen LeistungenAllein das Angebot ist also schon ein Tribut an deine Kompetenz, die du dir über Jahre erarbeitet hast. 

Genau das hat Peter ebenfalls für sich realisiert. Mittlerweile arbeitet er bereits seit 1,5 Jahren erfolgreich in seiner Rolle als Leiter des technischen Kundenservices. Es macht ihm Spaß, sich selbst weiterzubilden und sein Team zu entwickeln. Und heute bringt er seinen Mitarbeitern bei, sich selbstbewusst zu bewerben.

FAZIT

Selbstbewusst bewerben fällt vor allem dann schwer, wenn man aus der Übung ist. Das gilt für Führungskräfte wie Mitarbeiter gleichermaßen. Mit fünf einfachen Schritten kannst du mögliche Selbstzweifel wie "Habe ich überhaupt das Zeug dafür?" schnell überwinden. 

Der Dreh- und Angelpunkt dafür ist, dass du klare Ziele vor Augen hast und eine Strategie entwickelst, um diese Ziele zu erreichen. Deshalb ist Strategie auch das erste Modul in meinem 7-wöchigen Leadership PraxisCoaching.

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Dagmar Gerigk
Dagmar Gerigk

Dagmar ist Leadership Coach und Trainer sowie Expertin für New Work. Sie entwickelt starke Leader, die inspirierend führen - vor Ort, hybrid und digital auf Distanz. Resultat: Motivierte Teams und überproportionale Ergebnisse!