Führungsfehler lassen die besten Mitarbeiter kündigen. Sie haben fatale Konsequenzen, denn gute Leute findet man am Arbeitsmarkt nicht so leicht. 

Dabei sind derartige Fehler leicht vermeidbar. Wenn du deine besten Leute bei der Stange halten willst, solltest du dir genau überlegen, wie du sie behandelst

Entgegen der weit verbreiteten Meinung vieler Manager ist nicht primär das Gehalt beim Wettbewerb für den Wechsel verantwortlich. Nein, es ist vielmehr die Tatsache, dass Mitarbeiter eine Firma meist wegen eines schlechten Vorgesetzten verlassen

Das renommierte Beratungsunternehmen Gallup bestätigt regelmäßig in seinem Engagement Index Deutschland aufs Neue: Menschen verlassen keine Jobs. Sie verlassen Chefs. 

Hohe Wechselbereitschaft bei Mitarbeitern durch Führungsfehler

Laut Gallup Studie sind 40% der Befragten bereit, ihren Job in den nächsten 12 Monaten zu wechseln, d.h. jeder zweite bis dritte Arbeitnehmer könnte innerhalb des kommenden Jahres kündigen. Wie lange kann ein Unternehmen das heute verkraften?

Nur 15% hohe emotionale Bindung

Ferner hat die Gallup Studie hervorgebracht, dass nur 15% aller Mitarbeiter eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen haben. Weitere 15% haben keine Bindung, sprich innerlich bereits gekündigt

Die restlichen 70% sind gering emotional gebunden. Sie machen Dienst nach Vorschrift, bringen sich allerdings nicht über die Maßen ein.

Emotionale Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen

70% machen Dienst nach Vorschrift

Das bedeutet im übertragenen Sinne, dass bei 10 Mitarbeitern nur 1-2 echte Macher (15%) dabei sind. Das sind die Top-Mitarbeiter, die die Extra-Meile laufen, die im Sinne des Unternehmens proaktiv mitdenken und deutlich mehr leisten als der Durchschnitt

Die breite Masse (70%) schwimmt einfach nur mit. Sie macht Dienst nach Vorschrift, fühlt sich dem Unternehmen allerdings nicht besonders verbunden. Diese Mitarbeiter werden im besten Fall von den Top-Mitarbeitern positiv beeinflusst. 

Im schlimmsten Fall orientieren sich diese 70% allerdings an den 15% Nörglern, die alle anderen herunterziehen, indem Sie alles und jeden schlecht machen. Sie haben innerlich bereits gekündigt und sitzen einfach nur noch ihre Zeit ab. 

Das Gallup Institut hat herausgefunden, dass der Einfluss des Managers bzw. der Führungskraft auf die emotionale Bindung der Mitarbeiter bis zu 70% ausmacht. Mit anderen Worten: Die Investition in Führung sollte zu den essentiellen Aufgaben eines jeden Unternehmens gehören.

Führungsfehler und ihre Auswirkungen

Der traurige Teil der Geschichte ist, das Führungsfehler, die zu einer niedrigen Mitarbeiter-Bindung führen, relativ leicht vermieden werden können. Das Einzige, was dazu notwendig ist, ist eine konsequente Schulung der Führungskräfte.

Unternehmen wissen in der Regel, wie wichtig es ist, motivierte und engagierte Mitarbeiter zu haben. Allerdings scheitern die meisten daran, ihre Manager auch tatsächlich dafür auszubilden. Und wenn sie das unterlassen, leidet das Betriebsergebnis nachweislich.

Untersuchungen der University of California haben ergeben, dass motivierte Mitarbeiter 31% produktiver sind, 37% mehr Umsatz machen und dreimal kreativer sind als Demotivierte. Laut einer Studie des Corporate Leadership Council mit über 50.000 Menschen lag die Wahrscheinlichkeit zu kündigen bei motivierten Beschäftigten auch 87% geringer als bei demotivierten Mitarbeitern.

Kosten von Führungsfehlern

Wie bereits eingangs erwähnt, veranlassen mangelnde Führungskompetenz und Führungsfehler gute Mitarbeiter zu kündigen. Folglich müssen die verbleibenden Mitarbeiter mehr leisten, bis die Lücke gefüllt ist. 

Das Mitarbeitersuche sich durchaus lange hinziehen kann, sind die verbleibenden Mitarbeiter dauerhaft überlastet. Das führt dazu, dass sie schon bald nicht mehr mit voller Leistung arbeiten können. 

Das Energie-Level geht also sukzessive nach unten. Ein Teufelskreis beginnt: Die Guten gehen. Die Zweitklassigen bleiben und machen „Dienst nach Vorschrift“. 

Direkte Kosten eines Mitarbeiterwechsels

Die Kosten für einen Mitarbeiterwechsel werden häufig unterschätzt, weil sie nicht komplett aufgelistet werden. Denn oberflächlich betrachtet belaufen sie sich lediglich auf:

  • Kosten für neue Stellenausschreibung (Anzeige)
  • Möglicherweise Prämie für einen Headhunter
  • Kosten für das Einstellungsverfahren

Indirekte Kosten eines Mitarbeiterwechsels

Allerdings fallen bei genauerer Betrachtung in der Realität weitere Kosten bzw. Mehraufwand an. Der bleibt oft unbeachtet, da sie nicht 1:1 einer Kostenstelle zurechenbar ist. Zu diesen versteckten Kosten gehören:

  • Produktivitätsverlust in der Kündigungsphase des scheidenden Mitarbeiters: Ein Mitarbeiter, der kündigt, ist schon lange vor der ausgesprochenen Kündigung nicht mehr 100% produktiv, bezieht allerdings weiterhin volles Gehalt.
  • Sofern ein Mitarbeiter über einen Aufhebungsvertrages geht, kann sich der Prozess auch gerne einmal über mehrere Monate bis Jahre hinziehen. Er bindet Ressourcen und finanzielle Mittel und defokussiert die Belegschaft.
  • Gegebenenfalls wird am Ende des Prozesses eine Abfindungssumme für den scheidenden Mitarbeiter fällig. Die verringert den Gewinn des Unternehmens.
  • Eventuell damit verbundene Anwalts- und Gerichtskosten.
  • Produktivitätsverlust in der Einarbeitungsphase für den neuen Mitarbeiter – in der Regel braucht es 6-12 Monate, bis eine neue Kraft sich voll und ganz eingearbeitet hat und voll leistungsfähig ist. Dennoch wird von Anfang an 100% Gehalt fällig.

Führungsfehler sind Grund für schlechte Unternehmensleistung

Das National Business Research Institute in Texas hat sich dieser Frage angenommen und fünf häufige führungsrelevante Gründe identifiziert, warum die Leistung eines Unternehmens plötzlich nachlassen kann. Und genau diese Gründe gilt es tunlichst zu vermeiden als Führungskraft. 

Negative Arbeitseinstellung

Eine negative Arbeitseinstellung zieht Motivation und Leistungsfähigkeit herunter - und zwar für Vorgesetzte wie Mitarbeiter gleichermaßen.  Wer morgens mit einer positiven Einstellung zur Arbeit kommt, ist auch in der Lage, Außergewöhnliches zu leisten. Eine Führungskraft sollte also stets darauf achten, dass die Einstellung zur Arbeit positiv ist. Und dass sie es auch bleibt, selbst wenn kritische Phasen durchlaufen werden.

Mangelnde Führungskompetenz

Häufig werden Fachexperten auf Grund ihrer positiven fachlichen Leistungen befördert. Dabei wird gern übersehen, dass es Ihnen an der nötigen Führungskompetenz mangelt. Plötzlich haben dann analytische Zahlenmenschen, Top-Verkäufer oder der technisch hochbegabte Erfinder Personalverantwortung. Und scheitern daran grandios. Ein Chef muss nicht alles wissen – im Gegenteil, manchmal ist zu viel Fachexpertise durchaus hinderlich. Allerdings sollte er in der Lage sein, seine Mitarbeiter zu motivieren und zu inspirieren, über sich hinaus zu wachsen.

Überforderung der Mitarbeiter

Nur gesunde Mitarbeiter können volle Leistung erbringen. Ständiger Druck und Überforderung machen allerdings krank. Gerade die psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out haben in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen. Hinzu kommt: Allein wegen Rückenschmerzen fehlen laut TK-Gesundheitsreport 2017 täglich fast 70.000 Beschäftigte in Deutschlands Betrieben.

Zweitklassige Arbeitsausstattung

Viele Unternehmen erwarten einen hohen Einsatz ihrer Mitarbeiter. Dennoch scheuen sie die Investitionen in eine moderne Ausstattung wie in geeignete Laptops und Smartphones sowie die Möglichkeit, von zuhause aus dem Home Office zu arbeiten. 

Dabei hat ein Experiment bei Intel, einem US-Halbleiterhersteller, gezeigt, dass sich die Investition in erstklassige Arbeitsausstattung schon nach kurzer Zeit amortisiert. Intel hatte 100 Mitarbeiter mit modernsten Laptops ausgestattet und analysierte dann deren Arbeitsleistung. Das Ergebnis: Die Mitarbeiter arbeiteten bis zu zwei Stunden pro Woche mehr, also 100 Stunden mehr im Jahr. Somit machten sich die Mehrkosten für die Anschaffung schnell bezahlt.

Restrukturierung defokussiert die Belegschaft

Gerade in großen börsennotierten Unternehmen ist es immer wieder ein Thema: Um Aktionäre zufrieden zu stellen, werden Abteilungen aufgelöst, zusammengelegt oder nach extern verlagert – zu Neudeutsch: outgesourct. Das schürt die Arbeitsplatzangst in der Belegschaft und defokussiert sie somit von ihrer wertschöpfenden Tätigkeit. Die Angst um den Arbeitsplatz lähmt, sie spornt nicht an. 

Selbst diejenigen, die die aktuelle Kündigungswelle vielleicht überstehen, sind sich nicht sicher, ob es sie nicht bei der nächsten Welle auch erwischt. Folglich werden sie ihre Energie für Mutmaßungen unter den Kollegen, also Tratsch und Klatsch, oder gar für einen Plan B verwenden. Dadurch sinkt die Produktivität im Unternehmen und die Stimmung leidet. So kann keine positive Arbeitseinstellung aufrecht erhalten werden.

Laut der Erkenntnisse verschiedener Organisationen gibt es einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen guter Führung und der Leistung eines Unternehmens. Clevere Unternehmer wissen und beherzigen das, indem sie konsequent in die Führungskompetenz ihrer leitenden Mitarbeiter investieren.. 

FAZIT

Menschen verlassen keine Jobs. Menschen verlassen schlechte Chefs. Führungsfehler haben gravierende negative Konsequenzen: Die Motivation und Produktivität leiden. 

Die Folge sind unzufriedene und überlastete Mitarbeiter, was zu höherem Krankenstand und mehr Fluktuation führt. Erfolgreiche Unternehmen haben längst erkannt, dass Führungskompetenz der entscheidende Wettbewerbsfaktor in der heutigen Zeit ist.  

Die Investition in zeitgemäße Führung zahlt sich schon nach wenigen Wochen aus. Teilnehmer meines 7-wöchigen Leadership PraxisCoachings haben motivierte Mitarbeiter, die  eigenständig arbeiten und bessere Ergebnisse produzieren.

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Dagmar Gerigk
Dagmar Gerigk

Dagmar ist Leadership Coach und Trainer sowie Expertin für New Work. Sie entwickelt starke Leader, die inspirierend führen - vor Ort, hybrid und digital auf Distanz. Resultat: Motivierte Teams und überproportionale Ergebnisse!